Wie im
vorangehenden Blog-Eintrag bereits erwähnt, geht es im Nachfolgenden um das
richtige Verhalten in einem Dojo (
jap. „Ort des Weges“, Hallen/Raum in dem Kampfkunst praktiziert wird)
respektive in einem Kwoon (chinesisches Äquivalent zum „Dojo“).
Egal ob es
sich dabei um asiatisch eingerichtete Räumlichkeiten handelt oder um eine
Turnhalle, sobald darin eine traditionelle Kampfkunst betrieben wird, herrschen
andere Regeln, als die in einem Sportverein oder - club.
Da ich in
unserer Trainingsgruppe in letzter Zeit das „Dojo-Feeling“ stark vermisste,
tauschte ich mich darüber mit meinem „Senior-Students“ aus und musste feststellen,
dass es ihnen ähnlich geht.
Zeit also
um einige Gedanken dazu mit euch zu teilen.
Zunächst mal: Ein Dojo/Kwoon ist KEINE
Turnhalle und kein Fitnessstudio !
Der Lehrer
ist weder Personal-Trainer, noch Trainingskumpel oder Motivationsclown.
(Zur Rolle
des Lehrers in traditionellen Disziplinen siehe den vorherigen Blogeintrag).
Wenn wir
mit dem Training beginnen ist – wie es an der Wand eines Dojo in Japan stand –
„Reden unnütz und Stille notwendig“.
Das heisst
das eigene Ego, die eigene Coolness, der Drang sich zu profilieren und all die
anderen Schwächen, die uns Menschen unter anderem auch zu Menschen machen,
haben in einem Dojo/Kwoon nichts zu suchen und müssen in der Umkleide bleiben –
oder im Klartext:
„Shut up and train !“ wie einer meiner japanischer Sensei
regelmässig zu sagen pflegte.
Einer
meiner wichtigsten Kampfkunstlehrer meinte einmal, dass wir uns den Boden
unseres Trainingsraums angefüllt mit unsern schlechten Angewohnheiten
vorstellen sollten und bei jedem Training geht es u.a. auch darum einige dieser
Angewohnheiten wegzuwischen um so den Boden und damit uns nach und nach davon
zu säubern...
Kommentiere
ich jede Bewegung, bringe ich mich jedesmal mit einer Bemerkung, wenn der
Lehrer etwas demonstriert ein, muss ich – auch als Anfänger – meinen
Trainigspartner die ganze Zeit korrigieren, dann ist es nötig, dass ich mir
bewusst mache, wieso mein Verhalten gelinde gesagt unangemessen ist:
Tradition
bedeutet ja, dass ich mich in eine Zeitlinie stelle – Teil von Etwas werde, das grösser ist als ich selbst.
Einerseits
verdienen unsere geistigen Vorfahren Respekt – Respekt vor den Mühen und
Gefahren, die sie auf sich nahmen, damit wir in einem geheizten Raum in
sicheren Bedingungen diese Kunst studieren können. Andererseits sollte der Kern
jeder Kampfkunst das Praktizieren von Bescheidenheit sein – Bescheidenheit in
Angesicht des Wissens, welches wir das Privileg haben zu studieren.
Der
wichtigste Aspekt jedoch, wieso wir in Stille und Konzentration üben sollten,
sind die Kultivierung von Fokus und Intent – Hsing I chuan, einer unserer
Kampfkunststile beinhaltet den Term „I“ oder Intention, zeigt also allein durch
seinen Namen die Essenz des Trainings.
Kampfkunsttraining
beginnt und endet mit dem Bewusstsein für den Moment – „Achtsamkeit“ ist ein
Begriff, der zur Zeit boomt:Das Establishement hat die Achtsamkeitsmeditation
entdeckt und vermarketet sie durch Workshops und Seminare entsprechend.
Gerade im
Zeitalter „der grossen Ablenkung“ stellen Disziplinen, die Achtsamkeit in den
Mittelpunkt stellen eine Notwendigkeit dar. Kampfkunst geht aber noch einen
Schritt weiter; aus Achtsamkeit wird Wachsamkeit – aus sitzender, unbeweglicher
Haltung wird Aktion, eine Aktion, die theoretisch über Leben und Tod
entscheidet – ars martialis – Die
Kunst des Mars, die Kunst des Kriegsgottes.
Daher
gehört das Trinkfläschchen genauso wenig ins Training, wie emotionale Ausbrüche
aller Art (wie ich neulich beobachten konnte) – ein solcher emotionaler
Kontrollverlust zeigt nicht nur die Fragilität der eigenen Persönlichkeit,
sondern könnte in einem lethalen Konflikt lebensbedrohliche Folgen haben.
Wir alle
haben einen oft turbulenten Alltag – und von diesem Punkt aus gesehen ist
Training Luxus – die Möglichkeit für ein, zwei Stunden aus dem Alltag
auszutreten und sich auf eine andere Welt einzulassen, deren Lektionen unsern
Alltag bereichern sollen.
Zudem ist
Kampfkunst schwer zu erlernen, verglichen mit vielen Sportarten stellen sich
Erfolgserlebnisse erst nach sehr viel Training ein. (Siehe dazu den Blogeintrag
„Gedanken zum Gao Ba gua Training“). Ein Argument mehr, wieso wir die begrenzte
Zeit für unser Training so effizient wie möglich nutzen sollten.
Um die
Kultivierung unserer Wachsamkeit zu fördern, gelten ab 2018 folgende Regeln für
unser Training:
· Pünktlichkeit muss eingehalten
werden.
· Reden ist unnütz, Stille ist
notwendig.
· Das Training beginnt und endet mit
einer kleinen Begrüssungszeremonie. Diese dient der eigenen Sammlung.
· Das Trinken während des Trainings
ist NICHT gestattet.
· WC Gänge sind vor dem Training zu
erledigen.
· Korrekturen erteilen nur der Lehrer und
seine Senior Schüler. Alle andern sind still und konzentrieren sich aufs
Training.
· Nach dem Training sind Fun und C.O.
ausdrücklich erwünscht J.
In
Vorfreude auf viele konzentrierte und ergiebige Trainingsstunden mit euch in
2018 !
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