Sonntag, 31. Dezember 2017

Do`s and Dont`s im Training einer traditionellen Kampfkunst



Wie im vorangehenden Blog-Eintrag bereits erwähnt, geht es im Nachfolgenden um das richtige Verhalten in einem Dojo ( jap. „Ort des Weges“, Hallen/Raum in dem Kampfkunst praktiziert wird) respektive in einem Kwoon (chinesisches Äquivalent zum „Dojo“).
Egal ob es sich dabei um asiatisch eingerichtete Räumlichkeiten handelt oder um eine Turnhalle, sobald darin eine traditionelle Kampfkunst betrieben wird, herrschen andere Regeln, als die in einem Sportverein oder - club.
Da ich in unserer Trainingsgruppe in letzter Zeit das „Dojo-Feeling“ stark vermisste, tauschte ich mich darüber mit meinem „Senior-Students“ aus und musste feststellen, dass es ihnen ähnlich geht.
Zeit also um einige Gedanken dazu mit euch zu teilen.
Zunächst mal: Ein Dojo/Kwoon ist KEINE Turnhalle und kein Fitnessstudio !
Der Lehrer ist weder Personal-Trainer, noch Trainingskumpel oder Motivationsclown.
(Zur Rolle des Lehrers in traditionellen Disziplinen siehe den vorherigen Blogeintrag).
Wenn wir mit dem Training beginnen ist – wie es an der Wand eines Dojo in Japan stand –
„Reden unnütz und Stille notwendig“.
Das heisst das eigene Ego, die eigene Coolness, der Drang sich zu profilieren und all die anderen Schwächen, die uns Menschen unter anderem auch zu Menschen machen, haben in einem Dojo/Kwoon nichts zu suchen und müssen in der Umkleide bleiben – oder im Klartext:
„Shut up and train !“ wie einer meiner japanischer Sensei regelmässig zu sagen pflegte.
Einer meiner wichtigsten Kampfkunstlehrer meinte einmal, dass wir uns den Boden unseres Trainingsraums angefüllt mit unsern schlechten Angewohnheiten vorstellen sollten und bei jedem Training geht es u.a. auch darum einige dieser Angewohnheiten wegzuwischen um so den Boden und damit uns nach und nach davon zu säubern...
Kommentiere ich jede Bewegung, bringe ich mich jedesmal mit einer Bemerkung, wenn der Lehrer etwas demonstriert ein, muss ich – auch als Anfänger – meinen Trainigspartner die ganze Zeit korrigieren, dann ist es nötig, dass ich mir bewusst mache, wieso mein Verhalten gelinde gesagt unangemessen ist:
Tradition bedeutet ja, dass ich mich in eine Zeitlinie stelle – Teil von Etwas werde, das grösser ist als ich selbst.
Einerseits verdienen unsere geistigen Vorfahren Respekt – Respekt vor den Mühen und Gefahren, die sie auf sich nahmen, damit wir in einem geheizten Raum in sicheren Bedingungen diese Kunst studieren können. Andererseits sollte der Kern jeder Kampfkunst das Praktizieren von Bescheidenheit sein – Bescheidenheit in Angesicht des Wissens, welches wir das Privileg haben zu studieren.
Der wichtigste Aspekt jedoch, wieso wir in Stille und Konzentration üben sollten, sind die Kultivierung von Fokus und Intent – Hsing I chuan, einer unserer Kampfkunststile beinhaltet den Term „I“ oder Intention, zeigt also allein durch seinen Namen die Essenz des Trainings.
Kampfkunsttraining beginnt und endet mit dem Bewusstsein für den Moment – „Achtsamkeit“ ist ein Begriff, der zur Zeit boomt:Das Establishement hat die Achtsamkeitsmeditation entdeckt und vermarketet sie durch Workshops und Seminare entsprechend.
Gerade im Zeitalter „der grossen Ablenkung“ stellen Disziplinen, die Achtsamkeit in den Mittelpunkt stellen eine Notwendigkeit dar. Kampfkunst geht aber noch einen Schritt weiter; aus Achtsamkeit wird Wachsamkeit – aus sitzender, unbeweglicher Haltung wird Aktion, eine Aktion, die theoretisch über Leben und Tod entscheidet – ars martialis – Die Kunst des Mars, die Kunst des Kriegsgottes.
Daher gehört das Trinkfläschchen genauso wenig ins Training, wie emotionale Ausbrüche aller Art (wie ich neulich beobachten konnte) – ein solcher emotionaler Kontrollverlust zeigt nicht nur die Fragilität der eigenen Persönlichkeit, sondern könnte in einem lethalen Konflikt lebensbedrohliche Folgen haben.
Wir alle haben einen oft turbulenten Alltag – und von diesem Punkt aus gesehen ist Training Luxus – die Möglichkeit für ein, zwei Stunden aus dem Alltag auszutreten und sich auf eine andere Welt einzulassen, deren Lektionen unsern Alltag bereichern sollen.
Zudem ist Kampfkunst schwer zu erlernen, verglichen mit vielen Sportarten stellen sich Erfolgserlebnisse erst nach sehr viel Training ein. (Siehe dazu den Blogeintrag „Gedanken zum Gao Ba gua Training“). Ein Argument mehr, wieso wir die begrenzte Zeit für unser Training so effizient wie möglich nutzen sollten.

Um die Kultivierung unserer Wachsamkeit zu fördern, gelten ab 2018 folgende Regeln für unser Training:

·      Pünktlichkeit muss eingehalten werden.
·      Reden ist unnütz, Stille ist notwendig.
·      Das Training beginnt und endet mit einer kleinen Begrüssungszeremonie. Diese dient der eigenen Sammlung.
·      Das Trinken während des Trainings ist NICHT gestattet.
·      WC Gänge sind vor dem Training zu erledigen.
·      Korrekturen erteilen nur der Lehrer und seine Senior Schüler. Alle andern sind still und konzentrieren sich aufs Training.
·      Nach dem Training sind Fun und C.O. ausdrücklich erwünscht J.



In Vorfreude auf viele konzentrierte und ergiebige Trainingsstunden mit euch in 2018 !

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